Impression aus der Übertragung der Digitalen Anlegerversammlung 2021.

Kursbestimmung für die Eigenanlage

Auch in diesem Jahr fand die Anlegerversammlung „Institutionelle Fonds“ erneut als exklusive Onlinekonferenz statt. Dabei informierten Experten von Union Investment und der DZ BANK über aktuelle Entwicklungen und Trends im Depot A.

Text: Felix Schütze

Kurz gefasst

  • Die ökonomische Risikotragfähigkeit ist Basis für eine effiziente Gesamtbankallokation.
  • Im Vorfeld eines neuen Zinszyklus dürften Hybridanleihen und flexible Anlageformen oder aktives Management Bedeutung gewinnen.
  • Union Investment kommt der gewachsenen Nachfrage nach alternativen Investments und Immobilien mit neuen Produkten nach.
  • Bei Aktien zählt ein verbreiterter Horizont über Branchen, Regionen und Themen.
  • Ein sorgfältiges Länderrating und ein langer Atem zahlen sich bei Emerging-Markets-Anleihen aus.

Die Pandemie bestimmt weiterhin den Alltag und den Dialog mit den Eigenanlegern. So wurde auch die diesjährige Anlegerversammlung wieder als Livestreaming-Event ausgerichtet, das von der bekannten nt-v-Börsenreporterin Sabrina Marggraf moderiert wurde. Rund 500 Teilnehmer wurden von den Gastgebern Bernhard Kraus, Geschäftsführer von Union Investment Institutional, und Kristian Mainert, Gruppenleiter Gesamtbanksteuerung bei der DZ BANK, begrüßt. Mit kompakten Vorträgen und im Dialog mit Moderatorin Sabrina Marggraf informierten die Experten über neue Ansätze in der Gesamtbanksteuerung, über Innovationen im Bereich der traditionellen Kapitalmarktprodukte sowie der alternativen Investments und natürlich über die Entwicklungen an den Renten- und Aktienmärkten sowie den Rentenmärkten der Emerging Markets.

v.l.n.r.: Die Gastgeber Kristian Mainert, Gruppenleiter Gesamtbanksteuerung bei der DZ BANK und Bernhard Kraus, Geschäftsführer von Union Investment Institutional mit nt-v-Börsenreporterin Sabrina Marggraf.
v.l.n.r.: Die Gastgeber Kristian Mainert, Gruppenleiter Gesamtbanksteuerung bei der DZ BANK und Bernhard Kraus, Geschäftsführer von Union Investment Institutional mit nt-v-Börsenreporterin Sabrina Marggraf.

Die Themen der Anlegerversammlung

Gesamtbanksteuerung

Einblick in „Gesamtbankallokation reloaded“

Die Regulatorik fordert ein neues Risikotragfähigkeitskonzept in der Banksteuerung. Gleichzeitig bleibt das Marktumfeld schwierig. Kristian Mainert schlägt vor, diese Herausforderungen durch eine stärkere Berücksichtigung von Risiken, Erträgen und Korrelationen zu begegnen. In diesem Zusammenhang stellte Mainert das BVR-Projekt „Gesamtbankallokation reloaded“ vor, das vielen Teilnehmern unter dem Begriff VR-EUROS besser bekannt sein dürfte. Ziel ist dabei, die ökonomische Risikotragfähigkeit als regulatorische Pflicht ab Ende 2022 zu erfüllen und gleichzeitig die steuerungsrelevante Kür der Gesamtbankallokation zu meistern. Ein wichtiger Hebel dabei ist die Überführung der Risikoklassen in Assetklassen.

Kristian Mainert, Gruppenleiter in der Beratung Gesamtbanksteuerung bei der DZ BANK.
Kristian Mainert, Gruppenleiter in der Beratung Gesamtbanksteuerung bei der DZ BANK.

Eine transparente Gesamtbankallokation sei Grundlage für den stringenten Investmentprozess und Voraussetzung für ein erfolgreiches Treasury. Die DZ BANK begleite Interessenten gerne hierbei mit dem Beratungsbaustein „Strategische Vermögensallokation“, wie Mainert ausführte. Außerdem stehe mit dem VR-Control-Modul OPTIRIS über die Atruvia AG bereits eine passende Software zur Verfügung, die sogar als Testlizenz für ein halbes Jahr ausprobiert werden könne. 

Zinsmärkte

Ausblick auf die Zinsmärkte nach der Pandemie

Mit der Rückkehr der Inflation steigen auch die Erwartungen an die Gegenmaßnahmen der Notenbanken. Die aktuell absehbaren Folgen für die Zinsmärkte erläuterte Christian Kopf, Leiter des Rentenfondsmanagements bei Union Investment. Im Herbst haben die Eurozone und die USA eine stark ansteigende Inflation erlebt. Diese wurde unter anderem durch Nachholeffekte der zwischenzeitlich abflauenden Pandemie, durch Lieferengpässe und steigende Rohstoffpreise ausgelöst. Die für Christian Kopf entscheidende Frage lautete, ob die Rückkehr der Inflation nur ein temporäres Phänomen oder persistent sei. „Beides“, so seine Antwort. Zwar würden die Inflationstendenzen voraussichtlich im kommenden Jahr wieder abnehmen, aber mehrere Faktoren würden dafür sorgen, dass die Geldentwertung auch weiterhin auf einem immer noch höheren Niveau anhalten dürfte. Dazu zählte er eine Geld- und Fiskalpolitik, die Abstand von dem lange verfolgten Austeritätskurs nehme, sowie die Dekarbonisierung, die Demografie und die Deglobalisierung. Hinzu kommen insgesamt positive Erwartungen für das Wirtschaftswachstum.

Christian Kopf, Leiter des Rentenfondsmanagements bei Union Investment.
Christian Kopf, Leiter des Rentenfondsmanagements bei Union Investment.

Bei der Fed und nachgelagert bei der EZB mehren sich inzwischen die Zeichen für eine langsame Straffung der Geldpolitik hauptsächlich durch eine Rückführung und Beendigung der Anleihekaufprogramme. Mit ersten Zinserhöhungsschritten rechnet Christian Kopf in 2022 in den USA und nicht vor Ende 2024 in der Eurozone. Um eine Prognose für die Zukunft abzugeben, blickte der Leiter Rentenfondsmanagement auch auf die Entwicklung der US-Leitzinszyklen der vergangenen 35 Jahre, die seit 1985 nach dem Motto „Lower Lows & Lower Highs“ auf ein immer niedrigeres Niveau sanken. Die Erklärung hierfür liege auch darin begründet, dass die hoch verschuldeten entwickelten Volkswirtschaften keine hohen Zinssätze mehr vertrügen. Daraus folgerte Kopf, dass im kommenden Zyklus die Leitzinsen wahrscheinlich eher gemäßigt ausfallen dürften. Insofern rechnete er auch nur mit einem moderaten Renditeanstieg am Rentenmarkt. In diesem Umfeld könnten Nischenprodukte wie Hybridanleihen und flexible Anlagen am Rentenmarkt für die Eigenanlage an Bedeutung gewinnen.

Produktinnovationen

Neue traditionelle Kapitalmarktprodukte und alternative Investments

Der Blick auf die Anteilscheinzeichnungen des laufenden Jahres zeigt bei den institutionellen Fonds eine deutliche Verschiebung der Asset Allocation in der Eigenanlage. Die Absätze in institutionellen Fonds in den traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Unternehmensanleihen erzielten dabei zusammengenommen ein Volumen von mehr als einer Milliarde Euro.

Klaus Bollmann, Geschäftsführer Union Investment Institutional.
Klaus Bollmann, Geschäftsführer Union Investment Institutional.

Dem stehen laut Klaus Bollmann, Geschäftsführer Union Investment Institutional, Zeichnungen von 3,04 Milliarden Euro in Immobilien und 1,14 Milliarden Euro in alternativen Investments wie Private Equity, Infrastruktur und Immobilien-Krediten gegenüber. Der gewachsenen Nachfrage entsprechend hat das Produktmanagement von Union Investment in diesem Bereich mehrere Fondslösungen aufgelegt. Auch bei den alternativen Investments spielt die Nachhaltigkeitsthematik eine zunehmend wichtigere Rolle. Das zeigt sich unter anderem an zwei weiteren Produktinnovationen, die Klaus Bollmann für 2022 ankündigte. So sei ein Produktkonzept erneuerbare Energien in Arbeit, das nicht nur auf Wind, Sonne und Wasser als Energiequelle setze, sondern auch auf neue Speichertechnologien. Ein weiteres Produktkonzept beschäftige sich mit Möglichkeiten von nachhaltigen Rohstoffinvestments mit integriertem ESG-Filter.

Aktienmärkte

Ohne Aktien geht es nicht

Das Jahr 2021 hat besonders bei Aktien die Investoren mit hohen Kurssteigerungen belohnt. Benjardin Gärtner, Leiter Aktienfondsmanagement bei Union Investment, beschäftigte sich daher im Dialog mit Moderatorin Sabrina Marggraf mit der Frage, ob dieser Trend anhält oder ob die Aktienmärkte eventuell schon überbewertet sind. Laut Benjardin Gärtner gibt es mehrere Indikatoren, die für eine weiterhin gute Entwicklung bei dieser Anlageklasse sprechen. So sind nicht nur bei den Tech-Titeln die Gewinne stärker gestiegen als die Aktienkurse. Weiterhin unterstützen auch die Inflationstendenzen die Aktienentwicklung. Und mit den Fortschritten in der Pandemiebekämpfung haben auch andere Branchen als nur die Corona-Gewinner an Attraktivität gewonnen. So profitieren Unternehmen von wichtigen Themen wie Nachhaltigkeit und Infrastruktur. „Da gibt es weltweit einen riesigen Nachholbedarf“, so Gärtner.  Es gelte also Anlagen noch breiter zu denken über Branchen, über Regionen und über Themen.

Benjardin Gärtner, Leiter Aktienfondsmanagement bei Union Investment.
Benjardin Gärtner, Leiter Aktienfondsmanagement bei Union Investment.

Natürlich gibt es auch mögliche Störfaktoren, die mitunter zu einem starken Fall der Gewinne führen könnten. Das ist zum einen die weitere Entwicklung der Pandemie und die Frage, ob das Virus irgendwann beherrschbar sein wird. Außerdem spielen laut Gärtner immer auch geopolitische Risiken eine Rolle, die etwa in der Ukraine oder in China akut werden könnten. Abgesehen davon spreche allerdings sehr viel für ein erneut gutes Aktienjahr 2022.

Emerging Markets Renten

Anleihen aus Schwellenländern: Langer Atem zahlt sich aus

Emerging-Markets-Anleihen haben ein schwieriges Jahr erlebt, nicht nur wegen der Pandemie, sondern auch durch den Anstieg der US-Treasury-Renditen. Diese lösten bei vielen EM-Staatsanleihen eine negative Entwicklung aus, wie Stephan Hirschbrich, Leiter der Abteilung Rates bei Union Investment, erläuterte. Auf das Jahr gesehen bewegten sich Rentenpapiere aus den Schwellenländern in einem Seitwärtsmarkt. Aber wo Schatten ist, ist auch Licht. Umso mehr zähle inzwischen das UI-Länderrating, um die schlechten von den immer noch guten Emittenten zu trennen, so Hirschbrich. Dabei steht die Schuldentragfähigkeit und -struktur der Emittenten im Mittelpunkt des Ratings von Union Investment. Ferner gelte es auch die aktuellen Entwicklungen der Volksrepublik China als weiteren wichtigen Faktor für die Emerging Markets zu berücksichtigen. „China selbst ist nicht mehr die Konjunkturlokomotive“, so der Leiter Rates. Dort habe unter der staatlichen Maxime des „allgemeinen Wohlstands“ das Wachstum merklich abgekühlt. Für andere Schwellenmärkte ergeben sich daraus Risiken, aber auch Chancen.

Stephan Hirschbrich, Leiter der Abteilung Rates bei Union Investment.
Stephan Hirschbrich, Leiter der Abteilung Rates bei Union Investment.

Das Länderrating von Union Investment zeigte rückblickend auf die Entwicklungen seit dem dritten Quartal 2020 eine beständige Zunahme an Upgrades von Schwellenländern. Langfristig gesehen haben sich dank sorgfältiger Auswahl EM-Bonds gegenüber Euro- und Bundesanleihen bewährt, wie Hirschbrich an einem Chart zeigen konnte. Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate spricht laut dem Leiter Rates viel dafür, dass die Renditen in den Emerging Markets weiterhin attraktiv gegenüber anderen Anlageklassen bleiben.

Neue Veranstaltungsformate für die Eigenanlage

Zum Abschluss der Anlegerversammlung luden die Gastgeber Bernhard Kraus und Kristian Mainert für das kommende Jahr zusätzlich zur obligatorischen Anlegerversammlung im Herbst zu zwei neuen Veranstaltungsformaten ein. So findet bereits am 24. Januar 2022 eine Immobilien-Anlegerversammlung statt, die live und digital aus Hamburg übertragen wird. Ferner ist im Mai 2022 eine Anlegerversammlung speziell für alternative Investments geplant. Über die Details wird in den kommenden Wochen informiert.

 

Stand aller Informationen, Erläuterungen und Darstellungen: 15. Dezember 2021, soweit nicht anders angegeben.

Aufzeichnung der Veranstaltung am 9. Dezember 2021

Aufzeichnung der Veranstaltung am 9. Dezember 2021
Diese Aufzeichnung ist nur für professionelle Anleger bestimmt. Risiken zu einer Anlage in den hier vorgestellten Investmentfonds entnehmen Sie den jeweils aktuellen Verkaufsprospekten, den Anlagebedingungen, den wesentlichen Anlegerinformationen sowie den Jahres- und Halbjahresberichten, die Sie von Ihrem Kundenbetreuer und auf dieser Homepage finden können. Diese Dokumente bilden die allein verbindliche Grundlage für den Erwerb.

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