
Depot-A-Strategie in der Post-Corona-Ära
Der weitere Verlauf der Corona-Pandemie bleibt für die Entwicklung der Kapitalmärkte von hoher Bedeutung. Das hat Auswirkungen auf die Strategie für das Depot A.

Kurz gefasst
Erste Konturen ökonomischer Langfristwirkungen der Coronakrise und ihre Folgen für die Kapitalmärkte werden inzwischen sichtbar. An den Kapitalmärkten haben die Investoren die schmerzhaften Einbrüche im ersten Halbjahr aufgrund der darauffolgenden Erholung und solider Vorjahresergebnisse zumeist gut verkraften können. Wichtig: Der überwiegende Teil der institutionellen Anleger und vor allem auch die Banken der genossenschaftlichen FinanzGruppe haben überaus besonnen reagiert und so weit als möglich ihre strategische Asset Allocation durchgehalten.
Ein an die Coronakrise moderat angepasstes Portfolio:
Asset Allocation in einem Depot-A-Musterportfolio
Nach dem größten Einbruch des Bruttoinlandsprodukts in der Nachkriegsgeschichte im ersten Halbjahr 2020 dürfte nach Erwartung der Experten von Union Investment die Wirtschaft erst ab Mitte 2021 wieder zu einer nachhaltigen Erholung ansetzen. Dies unter der Prämisse, dass bis dahin ein Impfstoff gegen das Coronavirus verfügbar ist. In diesem herausfordernden Umfeld gilt es, breit aufgestellt zu sein und vor allem Klumpenrisiken zu vermeiden. Eine breit diversifizierte Portfoliostrategie (vgl. Grafik) im Mantel eines Spezialfonds kann eine Antwort darauf sein.
Wie hätte sich in der Coronakrise ein solches beispielhaftes Portfolio aus Staatsanleihen, Pfandbriefen, Unternehmensanleihen, High-Yield- und Emerging-Markets-Anleihen sowie Aktien entwickelt, ergänzt um alternative Anlageklassen wie Immobilien, Infrastruktur und Private Equity? Nach einem starken Einbruch im März 2020 mit minus sieben Prozent (im Tief minus zehn Prozent) konnte sich die breit gestreute Strategie deutlich erholen. Die Strategie hat aufgrund der veränderten Volatilitäten Anfang Mai 2020 einen Value at Risk (VaR) von zehn Prozent und eine durchschnittliche Performanceerwartung von 3,5 Prozent p. a. (über fünf Jahre) aufgewiesen.
Disziplinierte Risikosteuerung unabdingbar
Die in der beschriebenen Allokation verwendeten Strategiebausteine lassen sich mit Blick auf die Coronakrise auf den Prüfstand stellen. Aufgrund der massiven krisenbedingten Investitionsprogramme der Europäischen Union zeichnet sich ein starker Anstieg der Staatsverschuldung ab. Daher ist mit einer Fortführung der lockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und weiterhin mit Niedrig- und Negativzinsen zu rechnen. Der Anlagenotstand bleibt also erhalten.
Allerdings ist wegen der Coronakrise eine defensivere Kreditrisikostrategie im Depot A deutlich wichtiger. Aufgrund der zeitweise wirtschaftlich wesentlich schwierigeren Situation bei einer Vielzahl von Gläubigern kann es zu potenziellen Verschlechterungen von Ratingnoten kommen. Daher sind die Eigenanlagen einer intensiveren Bonitätsanalyse zu unterziehen. Auch substanziell starke Unternehmen könnten Abstriche in den Ratingnoten erhalten – hier sollte geprüft werden, ob es geboten ist, temporär und bewusst eine schwächere Ratingausprägung in Kauf zu nehmen, um von der späteren Erholung profitieren zu können. Es sollte ein disziplinierter Prozess zwischen konsequenter Risikosteuerung und einem nach Budget definierten bewussten Eingehen von erhöhten Kreditrisiken bevorzugt werden. Ein Corporate-Bond-Manager kann im Rahmen des aktiven Managements nach den Vorgaben der Bank hierbei geeignete Lösungsansätze entwickeln.
Eine sorgfältige Bottom-up-Analyse von Anleihen bildet dabei die Grundlage für aktiv getroffene Anlageentscheidungen. Über die Global Credit Platform (GCP) von Union Investment können die Experten beispielsweise ein Universum von über 12.000 Anleihen weltweit durchleuchten und effizient und schnell einen relativen Wertvergleich vornehmen. Schließlich lassen sich in Spezialfonds- und Publikumsfonds-Mandaten auch Derivate zur Risikominimierung einsetzen. Last, but not least profitieren institutionelle Investoren über die Nutzung von Spezialfonds oder Publikumsfonds zudem vom exzellenten Marktzugang von Union Investment etwa bei Neuemissionen im Bereich Unternehmensanleihen.
Was bedeutet die Coronakrise für weitere Anlageklassen?
EM-Anleihen
Mit Blick auf die unübersehbaren Fortschritte in vielen Wachstumsregionen der Welt bilden auch Emerging-Markets-Anleihen seit Jahren einen wichtigen Baustein für die Eigenanlage. Es ist aber zu befürchten, dass gerade bonitätsschwache Schwellenländer hohe Risiken bergen, sofern sich dort die Ausbreitung der Pandemie nicht eindämmen lässt. Für eine Entwarnung ist es noch zu früh.
Die Investition in Emerging-Markets-Renten ist seit Jahren ein wichtiger Baustein für die Eigenanlage. Durch eine konsequente, sehr breite Risikostreuung in EM-Hartwährungs-Staatsanleihen können aber Risiken begrenzt und aufgrund der gestiegenen Risikoaufschläge attraktive Renditen vereinnahmt werden. Im Bereich EM-Unternehmensanleihen ist die Konzentration auf das A-Rating-Segment zu beachten. Für Aufstockungen sollte man das Segment der Staatsanleihen im BB-Segment im Blick haben.
Aktien
Im Aktienbereich kommt es aufgrund der gestiegenen Bewertungen und der Risiken aus der Pandemie mehr denn je auf eine sorgfältige Titelauswahl an. Die Krise trifft zwar nahezu alle Unternehmen, aber nicht alle gleich. Im Ergebnis nimmt die Dispersion zu. Deutlich sieht man das am DAX-30-Index. Hier gab es bei einigen Titeln seit Jahresanfang hohe Kursverluste, gleichzeitig aber auch Aktien mit zweistelligen Kursgewinnen. Die Krise bietet also auch hier durchaus Chancen für aktives Management.
Infrastruktur
Mit Infrastrukturinvestments wiederum wird eine Illiquiditätsprämie erwirtschaftet. Daraus lassen sich langfristig gute ordentliche Erträge erzielen. Diese Attribute machen Private Equity und Infrastruktur zu wichtigen Ertragsbausteinen in der langfristigen Eigenanlage. Dafür ist gerade jetzt eine gute Phase: Zum einen steigt der Eigenkapitalbedarf vieler Unternehmen, und zum anderen sorgen die ermäßigten Unternehmensbewertungen für attraktivere Investitionsmöglichkeiten. Im Rahmen der Depot-A-Strategie bevorzugt Union Investment dabei eine breite, globale Anlage in eher mittelständischen Unternehmen, um das Risiko gut gestreut zu halten. Zudem wird der erhöhte Finanzierungsbedarf aus den Konjunkturprogrammen eine noch stärkere private Finanzierung von Infrastruktur-Assets erfordern.
Immobilien
Immobilienanlagen wiederum bieten in Kombination mit einem intelligenten Risikomanagementkonzept nach wie vor eine sehr gute Diversifikation der Eigenanlagen und mindern die Abhängigkeiten vom klassischen Zinsgeschäft. Durch die Coronakrise verändern sich aber die Investitionsschwerpunkte. Union Investment bevorzugt bei Einzelhandelsimmobilien Fachmarktzentren mit dem Schwerpunkt Lebensmitteleinzelhandel. Bei Büroimmobilien dürfte sich aufgrund des vielfach weiter praktizierten mobilen Arbeitens der Bedarf verändern. Bestimmte Branchen fragen aber weiterhin Büroflächen nach, sodass insbesondere in den sehr guten Lagen eine stabile Entwicklung zu erwarten ist. Während Hotelinvestitionen von Union Investment temporär zurückhaltend beurteilt worden sind, treten Logistikimmobilien stärker in den Fokus. Insbesondere Verteilzentren für die verstärkten Onlineaktivitäten bieten langfristig interessante Ertragschancen. Am institutionellen Wohnungsmarkt ist die Pandemie bisher ohne Auswirkungen geblieben, da durch die sehr breite Stückelung in einzelnen Mietverträgen die Ausfallrisiken sehr beschränkt sind.
Auch hier gilt, dass ein aktiv gemanagtes, breit gestreutes Portfolio langfristig die stabilsten Erträge sichert. In Kombination mit einem intelligenten Risikomanagementkonzept bieten Immobilienanlagen weiterhin eine sehr gute Diversifikation der Eigenanlagen und mindern die Abhängigkeiten vom klassischen Zinsgeschäft.
Rohstoffe
Weitere Bausteine in einem breit diversifizierten Portfolio sind Rohstoffe. Als Nachläufer der konjunkturellen Entwicklung ist es sinnvoll, Rohstoffanlagen nur in kleinen, breit gestreuten Dosen in der Eigenanlage einzusetzen. Insgesamt nimmt Union Investment das Rohstoffengagement bei weiterer Übergewichtung von Edelmetallen etwas zurück.
Liquidität
Mit Blick auf Liquidität traf das Motto „Cash is King“ – wie in der Finanzmarktkrise – in der Coronakrise nur an wenigen Tagen zu, als es zu temporären Verzerrungen am Geld- und Bondmarkt kam. Die Notenbankinterventionen haben die Lage seither beruhigt. Ausreichend liquide Mittel werden von Bankinstituten im Rahmen der Liquidity Coverage Ratio (LCR) disponiert und gehalten. Da Union Investment weiter von niedrigen Zinsen ausgeht und die Marktliquidität bei den Hauptinvestitionsklassen intakt ist, sieht der genossenschaftliche Vermögensverwalter von einer überhöhten Kassehaltung ab. Die aktuell gültigen Ausnahmeregelungen hinsichtlich der LCR ermöglichen zudem auch bei Nicht-LCR-fähigen Spezialfonds die Berücksichtigung der liquiden Assets im Rahmen einer Volldurchschau. Dies erleichtert die strategische Steuerung und die Nutzung von Korrelationen über alle Anlageklassen.
Eine breit diversifizierte Strategie mit der Integrationen vieler verschiedener Assetklassen und Substrategien mit zinsunabhängigen Anlagen hilft, Krisen wie die Corona-Pandemie mit einem ausgewogenen Risikomix durchzuhalten und eventuell sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Die Nutzung eines individuell für die Bank aufgelegten Spezialfonds, kombiniert mit aktivem Management, ist dabei der bevorzugte Umsetzungsweg.
Diversifikation senkt das Risiko
Eine breitere Diversifikation verbessert das Chance-Risiko-Profil eines Portfolios, zeigt eine von Union Investment durchgeführte Studie. Die untersuchten Spezialfonds-Mandate haben zwischen 2007 und 2018 – also in einem Umfeld sinkender Zinsen und Renditen – durchschnittlich zwei neue Assetklassen ins Portfolio aufgenommen, vor allem aus den Bereichen Kredit, Aktien und alternatives Risiko. Tendenziell wurde zudem die starke Konzentration auf die Eurozone durch eine globalere Allokation überwiegend zugunsten von Nordamerika abgelöst. Die Vorteile der breiteren Diversifikation zeigten sich laut der Studie allerdings nicht in einer höheren Wertentwicklung – diese nahm im Mittel durch die breitere Aufstellung sogar um 0,1 Prozentpunkte jährlich auf 2,9 Prozent ab. Doch wirkte sich die Diversifikation dafür auf der Risikoseite positiv aus. Die durchschnittliche Volatilität (Schwankungsbreite) der betrachteten Portfolios sank um 0,3 Prozentpunkte pro Jahr auf 2,0 Prozent. Die risikoadjustierte Rendite, gemessen an der Sharpe Ratio, verbesserte sich um 0,11. Konkret bedeutet dies, dass sich der maximale Wertverlust durch die breitere Streuung im Mittel um 1,5 Prozent verringerte.
Stand aller Informationen, Erläuterungen und Darstellungen:
6. Oktober 2020, soweit nicht anders angegeben.